Hausgemachte Inflation Volume I

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Einleitung

Hast du dich schon einmal gefragt, warum die Preise von Produkte und Dienstleistungen in den letzten Jahren immer teurer wurden?

Oder ist dir schon mal aufgefallen, dass der Begriff Inflation in den Zeitungen wieder herumgeistert so wie jedes Jahr?

Aber was ist Inflation überhaupt und was bedeutet sie für deine Finanzen? Das erfährst du in diesem Artikel.

Inflation

Die Inflation bezeichnet die allgemeine Verteuerung von Produkten und Dienstleistungen (= Minderung deiner Kaufkraft)[1]. Die Gründe dafür können vielfältig sein (z.B. Erhöhung der Geldmenge im Umlauf durch verstärkte Kreditvergabe durch Banken), aber es läuft meiner Meinung nach letztlich auf das wirtschaftliche Basisprinzip des Marktgleichgewichts (= Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage) hinaus.

Das Schlimmste an Inflation (deiner Kaufkraftminderung) ist, dass es ein schleichender Prozess ist und du es selten merkst, wenn Produkte teurer werden und wie dir das Geld bzw. die Kaufkraft durch die Finger rinnt. Beispielsweise hast du zwar am Sparbuch 1.000 EUR liegen, aber nach einem Jahr kannst du dir um die 1.000 EUR weniger kaufen, als zuvor, weil im Hintergrund das Sparbuch an Wert verloren hat, obwohl noch immer 1.000 EUR dort aufscheinen.

Typischerweise wird die Inflation in % pro Jahr angegeben. Beispiel: Eine Semmel kostete letztes Jahr nur 30 Cent und heute musst du dafür 31 Cent zahlen. Somit liegt die Inflation (= Teuerung) der Semmel bei 3,33%. Rechnung: (31 – 30) / 30.

Da die Inflation nicht aus einer einzelnen Semmel berechnet wird, gibt es einen breit gefächerten Warenkorb, den eine österreichische Behörde (Statistik Austria) regelmäßig erhebt.

Der Verbraucher-Preis-Index

Der breit gefächerte Warenkorb heißt Verbraucherpreisindex (VPI), der als Maßstab zur Preisentwicklung bzw. für die Inflation in Österreich herangezogen wird[2].

Inflation und Euribor bis 2020Beispielsweise findest du in diesem Warenkorb neben Fisch, Milch, Zucker, Benzin auch noch Jeans, Bohrmaschinen, Neuwagen, Laptops und Gitarren.

In dieser Grafik siehst du einerseits die Entwicklung des Euribors[3] und andererseits die Inflation laut Statistik Austria[4] der vergangenen Jahre. Der Euribor ist der Zinssatz zu welchem sich Banken gegenseitig Geld leihen, und ein guter Indikator, wie sich die Kredit- & Sparzinsen entwickelt haben.

Wie du in der Grafik siehst ist seit geraumer Zeit die Inflation stets höher als der Euribor. Meiner Meinung nach führte das dazu, dass du in den letzten Jahren laufend Kaufkraft verloren hast, auch wenn dein Geld fleißig am Sparbuch verzinst wird. Alternativen zum Sparbuch gibt es einige. Hier findest du weitere Anlagemöglichkeiten für dein Geld.

Warum ich mich entschied ein eigenes Inflationsexperiment zu starten

Folgende Gründe stimmen mich etwas nachdenklich im Bezug auf den VPI:

  • In dem Warenkorb der Statistik Austria sind Produkte enthalten, die du sehr selten kaufst, wie z.B. ein Auto oder einen Laptop. Ich finde, dass Produkte, die man oft kauft, z.B. Lebensmittel, stärker berücksichtigt werden sollten.
  • Der Warenkorb wird regelmäßig neu kalibriert und verändert. So war in dem VPI der 80er Jahre ganz sicher kein Laptop darin enthalten. Seit 1958 wurde er beispielsweise 9 mal geändert und die EU hat vorgeschrieben, den VPI alle 5 Jahre anzupassen, um ihn aktuell zu halten[5]. Das ist völlig legitim, allerdings erschwehrt es die Vergleichbarkeit des VPIs auf lange Zeit. Ich persönlich fände es interessant, wie sich die Inflation entwickelt hat, wenn man die Zusammensetzung des Standard Warenkorbs vor 30 Jahren hernehmen würde.
  • Der Staat hat ein Interesse daran den VPI niedrig zu halten und Statistik Austria ist eine staatliche Behörde. Je niedriger die Inflation, desto weniger Zinsen muss der Staat für neue Staatsanleihen zahlen. Keiner würde dem Staat einen Kredit von 2% geben, wenn die Inflation zur gleichen Zeit 5% hoch wäre (= Verlust von 3% p.a.).

Aus all diesen Gründen habe ich mich entschieden eine eigene Variante eines Warenkorbs zu entwerfen, die sich auf die Lebensmittelpreisentwicklung fokussiert.

Dieser Warenkorb sollte eine (halbwegs) typische wöchentliche Lebensmittel-Einkaufsliste einer Person abbilden.

Dazu habe ich viele Lebensmittel des Miniwarenkorbs der Statistik Austria (der hierfür eine gute Referenz ist) ausgewählt und ein paar Lebensmittel selbst ergänzt. Zusammen bilden sie die Basisprodukte für meinen Warenkorb.

Anschließend habe ich versucht ähnliche Basisprodukte in den zwei Supermärkten Billa (= REWE) und Hofer (= Aldi) zu finden, habe die Preise notiert und auf den wöchentlichen Warenkorb heruntergebrochen.

Weiters weißt mein Warenkorb folgende Charakteristika auf:

  • Ich habe einen Fokus auf Qualität sprich Bio Produkte gelegt, wo es ging. Dennoch sind einige konventionelle Lebensmittel enthalten.
  • Mengen- und Sonderrabatte werden ignoriert.
  • Da sich die Sortimente der Supermärkte jederzeit ändern können, habe ich für jedes Basisprodukt zusätzlich ein Ersatzprodukt ausgewählt, damit der Warenkorb nicht kaputt wird, falls ein einziges Produkt nicht mehr gelistet werden sollte.

23 Lebensmittel

Insgesamt sind in meinem Warenkorb 23 Lebensmittel vertreten, hier die genauere Auflistung sowie deren Gewichtung:

Warenkorb-1

Warenkorb-2

Die Preise wurden zwischen dem 18.1. und 25.1.2018 per Direktbesuch und via Onlineshop beim jeweiligen Supermarkt ermittelt.

Der Standardwarenkorb bei Hofer kommt im Jahr 2018 auf 44 EUR während dieser bei Billa 57 EUR beträgt.

Erkenntnisse & Ausblick

Du erkennst am Warenkorb, dass Billa etwas teurer als Hofer ist, was daran liegt, dass Hofer eine Diskonter Schiene (weniger Sortiment, billigere Waren) fährt.

Diesen Warenkorb werde ich künftig jedes Jahr im Jänner auf das aktuelle Preisniveau untersuchen und meine eigene hausgemachte Inflation dadurch bestimmen.

Was hältst du von der Idee eines eigenen Inflationwarenkorbs?

 

Bleib Hungrig!

Dein Pfennigfuchser

 

Quellen:
[1] https://www.vr.de/privatkunden/ihre-ziele/geld-anlegen/was-ist-inflation-und-wie-entsteht-sie.html
[2] https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/preise/verbraucherpreisindex_vpi_hvpi/index.html
[3] https://www.global-rates.com/de/zinssatze/euribor/2020.aspx
[4], [5] https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/preise/verbraucherpreisindex_vpi_hvpi/index.html
Beitragsbild: https://pixabay.com/photos/coins-calculator-budget-1015125/
Tabellen & Grafiken: eigene Darstellung

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Vielen Dank für die Zusammenstellung.
    Ich führe seit mehreren Jahrzehnten einen Haushaltsplan Soll/Ist. Da ich die Buchhaltung für unsere Firma mache, kostet es nur ein wenig Zeit.
    Erstaunt bin ich über das niedrige Preisniveau in Österreich, insbesondere Rentner, Aufstocker, Studenten, Niedriglohnbezieher haben in Deutschland ein geringeres Einkommen als in Österreich, aber das selbe Preisniveau.
    Wir könnten die Preise vergleichen, müssten aber die Monate für die Vergleichbarkeit abstimmen.
    Ich bin gerade dabei einen Nothaushaltsplan aufzustellen. In welchem wir unsere Einnahmen und Ausgaben um 80 % runterfahren, also auch keine weiteren Rücklagen bilden.
    Die mildere Variante ist der neue Sparhaushaltsplan. Dieser besteht aus qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu 80 % Bio-Produkte, Spezialitäten aus Italien, Schweiz, … Hier habe ich für zwei Personen 16 €/Tag angesetzt, plus Extratage für Besucher, Familie und Freunde. Wir bereiten die frischen Lebensmitteln zu 95 % zu Hause zu, Fertigprodukte, wie Fischstäbchen gibt es selten, außer Teigwaren. Die werden nur zu 10 % selbst hergestellt.
    Ich würde aber auch die Angebotspreise erfassen, da ich bewusst Angebote auswähle, zum Beispiel hochwertige Butter aus Weidemilch. Die kaufe ich bewusst auf Vorrat und friere sie ein. Sollte es keine günstige gute Butter im Geschäft geben wird auf die gefrorene zurückgegriffen.
    Übrigens gab es früher in der BRD unterschiedliche Warenkörbe je nach Einkommen. Rentner, Arbeiter, Angestellte, Beamte und gehobene Beamte hatten recht unterschiedliche Teuerungsraten. Den Begriff Inflation würde ich hier nicht verwenden.

    Grüße

    Antworten
  • Christian Schrittwieser
    26. April 2022 14:02

    Sehr gute Idee! Wurde sie in den Folgejahren nicht mehr umgesetzt?

    Antworten

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Portrait Christopher Rechberger Quadratisch

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